Bericht über unseren Verein in den Nord Nachrichten
Tausenundeine Geschichten
Der RSC Eiche Sandhofen wächst stark. Das hat Gründe
Ringen, was ist das? Mancher muss einen amerikanischen Romanautor wie John Irving lesen, um zum ersten Mal etwas von der Randsportart zu hören. Irving hat selbst diesen Sport ausgeübt und schreibt von Blumenkohlohren, weichen Matten und Sporthallen mit einer ganz eigenen Atmosphäre. So ist Irving eben, der Randthemen der Gesellschaft gerne als wiederkehrende Motive nutzt und damit wie durch die Hintertür tief in Lebensthemen einsteigt.
Randsportart? Das ist ein komisches Wort, denn die Frage muss gestellt werden, an wessen Rand da gesportelt wird. Dann muss man daran erinnern, dass diejenigen Sportarten so bezeichnet werden, die wenig in den Medien vorkommen und in denen kein Geld verdient wird. Im Gegensatz dazu kann man vermuten, dass im Leben eines Menschen, der einen Sport ausübt, diese Tätigkeit relativ weit in der Lebensmitte angesiedelt ist. Und nun darf, wer das Wort „Rand“ benutzt, sich bewusst machen, wessen Perspektive er einnehmen möchte.
Damit sind wir beim RSC Eiche Sandhofen, seines Zeichens Ring- und Stemmclub. 1. Vorsitzender ist Marcel Knittel, der seit seiner Jugend im Verein aktiv ist. „Schon mein Vater hat hier gerungen“, sagt Knittel, „der Verein ist mein zweites Zuhause.“ Aktuell hat die Eiche 260 Mitglieder (Stand Februar 2025), letzten Oktober waren es noch 236. Auch zuvor ist die Mitgliederzahl deutlich gewachsen: 2020 waren es gut 100, im Jahr 2023 überschritt man die 200. Hier will man nicht bloß etwas bewegen, hier bewegt sich etwas.
Wie jeder Verein spricht auch die Eiche stolz über ihre Erfolge. Drei Jahrzehnte lang gehörte der RSC zur Spitzenklasse des deutschen Ringersports und wurde 14 Mal badischer Mannschaftsmeister. Noch lieber aber redet der Verein von dem, was in den letzten Jahren geschehen ist. Hier geht es ums Zuhause des Vereins, und dazu müssen wir nochmal einen Blick zurück werfen. Trainingsstätten der RSC-Sportler waren im Laufe der Jahrzehnte die Gaststätte „Zur Reichspost“, die TSV-Turnhalle, die Turnhalle der Gustav-Wiederkehr-Schule, die Gaststätten „Prinz Max“ und „Zum Morgenstern“, das Lutherhaus. Aus dem ehemaligen Mädchenwohnheim zog man 1993 zum zweiten Mal und endgültig aus, weil es komplett umgebaut wurde. In viel Eigenleistung entstand anschließend auf dem Gelände der Sandhofenschule angrenzend an deren Turnhalle die Eichehalle, die 1994 bezogen wurde.
In die Heimstätte, in der man sich nun 30 Jahre lang wohl fühlte, hat der RSC 2024 kräftig investiert. In der Sporthalle selbst sowie im Gang zur Halle und den dortigen Nebenräumen gab es umfangreiche Renovierungsarbeiten bis zur Generalsanierung der Duschen und Toiletten. Teile des Bodens, Befestigung der Sitzbänke, Türrahmen und Teile der Fenster wurden repariert, erneuert, gestrichen oder sonstig instandgesetzt. Zusammen mit einer Mattenerweiterung waren das Kosten von knapp 15.000 Euro und viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit.
Als das erledigt war, plante man weitere erforderliche Arbeiten. So weit die Rahmenbedingungen, die bereits für sich erkennen lassen, dass man auch sportlich entschlossen in die Zukunft schaut. Der Verein entschied, konsequent eigene Sportler aufzubauen. Dafür hat man viel geworben, darunter in sozialen Medien. Man ging auch nach Franklin und sprach dort wohnende ukrainische Geflüchtete an, bot ihnen Vereinszugehörigkeit und eine Möglichkeit, Sport zu treiben. Viele nahmen an, inzwischen sind Kontakte auch zu ukrainischen Spitzensportlern entstanden. Das starke Wachstum der Mitgliederzahlen hat Gründe, die unter anderem in der Förderung des Breitensports und der Jugendarbeit liegen. Die „offene Matte“ wird viel genutzt von Migranten. Das Sommerfest 2024 war ein voller Erfolg; das läuft oft über die Schiene, dass Eltern von Sportlern bei der einen oder anderen Veranstaltung auch ehrenamtlich die Ärmel hochkrempeln, was beim Feiern seine Krönung erfährt. Oft bringen sie sogar noch Freunde mit, die ebenfalls mit anpacken. Offene Sportarbeit, Jugendarbeit, Zusammenarbeit mit Migranten gehen Hand in Hand. In einer Gruppe von zehn Jungs gibt es schon mal acht verschiedene Migrationshintergründe. Es entstehen auch Freundschaften, wenn Vereinsmitglieder einem jungen Sportler beim Bewerbungsschreiben für die Arbeitsplatzsuche helfen. „Da gibt es 1.000 Geschichten“, sagt Knittel, und man bekommt im Gespräch den Eindruck, dass hier das Herz des Vereins schlägt.
„Unser Verein hat uns selbst viel gegeben“, resümiert der Vorsitzende, „davon geben wir was an die Gesellschaft weiter.“ Im Nachwuchs sieht der RSC Eiche seine Zukunft, als seine Grundwerte bezeichnet er Tradition, Integration, Jugendförderung, Familie und Teamgeist. Im Moment gibt es zwei Seniorenmannschaften, eine Jugendmannschaft und eine Gruppe, die Freizeitfußball spielt.